Der Fahrstuhlspieler fährt drei Etagen tiefer
Jean-Philippe Stephan spielt nur noch in der Löwen-Reserve
Für Fans und Spieler des TSV 1880 Wasserburg war der Saisonstart in diesem Jahr irgendwie anders. Einer fehlte, der gefühlt immer da war: Jean-Philippe Stephan, der seit Januar 2012 in der Ersten der Löwen spielte, tritt fortan etwas kürzer und wird nur noch in der Reserve in der Kreisklasse auflaufen. Im Pokalspiel gegen den SV Erlbach wurde Stephan nun offiziell verabschiedet. Der 32-Jährige hat mit den Innstädtern in mehr als einem Jahrzehnt nahezu alle Tiefen, aber noch mehr Höhen erlebt. In dieser Zeit wurde Stephan zum sogenannten „Fahrstuhlspieler“, denn er spielte mit Wasserburg in sieben Jahren in sieben verschiedenen Ligen – eine Laufbahn, die so nur ganz selten vorkommt. Erst ging es von der Kreis- hinab in die A-Klasse, ehe er fester Bestandteil der legendären Mannschaft wurde, die fünf Aufstiege in Folge feierte und 2019 sogar bis in die Bayernliga marschierte. Stephan war mit seinem Engagement und seinem Ehrgeiz ein Sinnbild dafür, wie man sich im Fußball nach oben kämpfen kann. Obwohl er nach langer Verletzung in der Rückrunde der vergangenen Saison wieder in Topform war, will der Innenverteidiger es nun ruhiger angehen lassen, den Löwen bleibt er aber treu. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht er über seine Karriere, die verschiedenen Ligen und ein mögliches Comeback.
Herr Stephan, Sie waren die letzten zwölf Jahre immer dabei, wenn Wasserburg in eine Saison startete. Wie ist es nun für Sie als Fan die Löwen spielen zu sehen?
Es ist tatsächlich schön nun die Spiele als Fan zu verfolgen. Man hat keinen Druck und kann es ganz entspannt anschauen. Es ist natürlich auch umso schöner, wenn die Mannschaft auch noch guten und erfolgreichen Fußball spielt. Mich persönlich freut es sehr zu sehen, dass sie so grandios in die Saison gestartet sind.
In Ihrer Karriere haben sie die letzten Züge des Wasserburger Abstiegs erlebt, vor allem aber auch den wundersamen Aufstieg bis in die Bayernliga entscheidend mitgeprägt. Wie haben Sie diese Jahre in Erinnerung?
Diese Jahre werde ich definitiv mein Leben lang nicht vergessen. Bevor es wieder bergauf ging, war der Verein ja komplett am Abgrund. Es gab regelmäßig Trainingseinheiten, wo weniger als zehn Spieler anwesend waren und das Vereinsheim fiel schon in sich zusammen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Aus diesen Jahren werde ich aber natürlich insbesondere die fünf Aufstiegsjahre in positiver Erinnerung behalten. Das ist etwas ganz besonderes, was wir da geschafft haben und darauf bin ich auch stolz. Gleichzeitig bin ich auch dankbar, dass man mir in diesen Jahren immer wieder das Vertrauen schenkte und es mir dadurch auch möglich war meinen Beitrag in der Art und Weise zu leisten.
Die fünf Aufstiege am Stück sind in der Region immer noch unerreicht. Wie war dieser Weg möglich?
Natürlich hatten wir Spieler von richtig guter individueller Qualität, aber ohne die mannschaftliche Geschlossenheit wäre es in dieser Art gar nicht möglich gewesen, denke ich. Dass wir ein eingeschworener Haufen waren, wo sich jeder für den anderen eingesetzt hat, war unsere wahre Stärke. Wir haben auch von Spiel zu Spiel gedacht und wollten immer wieder aufs Neue gewinnen. Auch die Trainingsintensität war immer hoch. Davon können alte Mannschaftskameraden Liedchen singen. Das alles zusammen mit tollen Trainern hat, finde ich, dafür gesorgt, dass wir das geschafft haben.
Sie haben von ganz unten bis zur Bayernliga in allen Ligen gespielt. Welcher Ligensprung war für Sie der größte?
Das ist nicht so leicht zu beantworten, aber wenn ich mich festlegen müsste, wäre es der Sprung von der Landesliga in die Bayernliga.
Am Samstag beginnt die Kreisklassen-Saison. Was ist Ihr Ziel?
Wie auch schon die letzten Jahre in der Ersten, möchte ich meinen Beitrag leisten und meine Erfahrung einbringen. Ich möchte der Mannschaft dabei helfen mal nicht gegen den Abstieg zu spielen. An meiner eigenen Einstellung hat sich auch nichts geändert. Ich möchte so viele Spiele wie möglich gewinnen. Diese Saison haben wir eine gute Truppe und mal schauen, was am Ende dabei herausspringt.
Sie sind Löwe durch und durch. Denken Sie manchmal ganz heimlich an ein Comeback in der Ersten?
Ich bin ehrlich. Ich denke nicht an ein Comeback, da ich mit der Entscheidung, die ich getroffen habe, zufrieden bin. Allerdings, wie Sie es schon gesagt haben, bin ich Löwe durch und durch und, wenn mal Not am Mann ist und man mich fragt, werde ich dem Verein natürlich helfen.
jah