Die Löwen erlösen eine ganze Stadt – Wasserburg besiegt Donaustauf nach 0:2-Rückstand
Als am Freitagabend der souveräne Schiedsrichter Andreas Hummel das Bayernligaspiel zwischen dem TSV 1880 Wasserburg und dem SV Donaustauf nach 94 Minuten abpfiff, schien die Last der ganzen Welt von den Schultern der Löwen zu fallen. Altgediente Spieler hatten Tränen in den Augen und auch den Fans war die Erleichterung sichtlich anzumerken. Nach 13 Spielen ohne Sieg waren immer noch 450 Zuschauer gekommen. Viele davon standen nach Schlusspfiff applaudierend vor dem Vereinsheim und dankten der Mannschaft, ehe sie sich dem Weißbierkarussell zuwandten, um dort weiterzufeiern. Dass an diesem Freitagabend in der Altstadt gefeiert werden konnte, schien lange unvorstellbar, doch in einem furiosen Spiel hatten die Innstädter einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 umgewandelt und so den haushohen Favoriten niedergerungen.
Vor dem Spiel war viel über Einstellung der Spieler gesprochen worden. Interimstrainer Matthias Haas appellierte an jeden, an seine Grenzen zu gehen – und darüber hinaus. In einer defensiven Grundordnung verteidigten die Löwen von der ersten Minute an ihr Tor und waren dabei endlich wieder bissig in den Zweikämpfen. Donaustauf war feldüberlegen, tat sich aber gegen die massierte Wasserburger Deckung schwer. Einzig der ehemalige georgische Nationalspieler Lucas Hufnagel, der vor nicht allzu langer Zeit für Freiburg und Nürnberg noch Zweitligaspiele bestritt, kam einmal durch, traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz (15.). Wasserburg hingegen verlegte sich aufs Kontern, wodurch sich durchaus aussichtsreiche Gelegenheiten ergaben. Die beste Chance zur Führung hatte Albert Schaberl, doch der Angreifer traf nach Hereingabe von Bruno Ferreira Goncalves den Ball schlichtweg nicht (21.). In der 39. Minute verteidigten die Löwen dann einmal zu nachlässig und Cihangir Özkloman köpfte aus zehn Metern in den Winkel.
Als nach dem Seitenwechsel Nemanja Radivojevic nach einer gelungenen Kombination nur noch zum 2:0 einschieben musste, schien nach 53 Minuten die Messe (einmal mehr) gelesen. Die Löwen hatten bis dato zwar ein ordentliches Spiel gemacht, das Topteam aus Donaustauf wirkte aber zu übermächtig. Exakt in jener Phase, als sich im Lager des SVD viele schon mit den drei Punkten im Gepäck im Bus auf der Heimfahrt wähnten, erwachten die nicht mehr für existierend gehaltenen Lebensgeister der Wasserburger. Michael Denz gab in der 63. Minute mit einem gefühlvollen Lupfer aus 20 Metern über den baumlangen Torhüter David Paulus die Initialzündung zur Aufholjagd. Nur wenig später fischte der Torwart einen erneuten Schlenzer des Mittelfeldakteurs aus dem Winkel, doch die nachfolgende Ecke wuchtete der hünenhafte Denz mit dem Schädel derart hart aufs Tor, dass Paulus den Ball nur noch von der Latte an den Pfosten lenken konnte, von wo er knapp hinter der Linie aufkam. Ein Wembley-Tor, das Donaustauf erzürnte, aber die Altstadt zum Beben brachte (70.).
Die Zuschauer wähnten sich in der guten alten Zeit zurück, als in der Altstadt viele große Siege gefeiert wurden. Und ein Sieg bahnte sich an, als über Donaustauf ein Sturm namens Michael Neumeier hereinbrach. Der Wasserburger Rechtsaußen überrannte die Abwehr des SVD und bediente in der Mitte Bruno Ferreira Goncalves, der im Rückwärtslaufen aus der Drehung unhaltbar zum 3:2 einschoss (73.). Die Löwen gaben in dieser Saison bereits einige Punkte in der Schlussphase aus der Hand, doch an diesem Freitagabend hatten sie das nötige Quäntchen Glück, das bislang meist gefehlt hatte, sodass der Schuss des eingewechselten Kenan Muslimovic in der Schlussminute nur an den Außenpfosten klatschte.
So kam es zum Ende zweier Serien: Donaustauf musste sich nach neun Spielen wieder einmal geschlagen geben und die Innstädter siegten erstmals nach 13 vermaledeiten Partien. Damit erlösten die Löwen nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Stadt.
Wasserburg: Zmugg, Neumeier (ab 90 Wohlfart), Lindner, Maxi Hain, Kokocinski, Köhler, Johannes Hain (ab 49. Denz), Höhensteiger, Knauer, Schaberl (ab 66. Dukic), Ferreira Goncalves (ab 81. Simeth)
Tore: 0:1 Cihangir Özkloman (39.), 0:2 Nemanja Radivojevic (53.), 1:2 Michael Denz (63.), 2:2 Michael Denz (70.), 3:2 Bruno Ferreira Goncalves (73.)
Zuschauer: 450
jah