Ein Interview von Heike Duczek (Wasserburger Zeitung, 25.02.2019) mit Kevin Klammer.
Wasserburg – Von der Bolzklasse in die Landesliga: Die Fußballer des TSV 1880 Wasserburg sind wieder Wer.
Für den sportlichen Erfolg zeichnen jedoch nicht nur engagierte, starke Spieler und ein Top-Trainerteam verantwortlich, sondern auch Macher außerhalb des Platzes. Nach Simon Stürmlinger, der als Abteilungsleiter Fußball den Erfolgskurs eingeleitet hat, sorgt seit 2017 Kevin Klammer dafür, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung erläutert der 25-Jährige, warum die Löwen auf der Erfolgswelle schwimmen – und welche Infrastruktur die Fußballer noch benötigen, damit sich die Trainings- und Spielbedingungen weiter verbessern.
Wie erklären Sie sich den Erfolg der Wasserburger Fußballer?
Wir haben ein eingespieltes Team, das punktuell mit neuen Spielern verbessert wurde. Alle Neuzugänge haben sich super eingefügt – charakterlich wie sportlich. Das Trainerteam konnte durch unseren neuen Torwarttrainer Robert Mayer noch verstärkt werden. Die Trainer sind der Schlüssel zum Erfolg und unser Trainerteam ist richtig stark. Fest steht auch, dass die Heimspielstätte Altstadt uns pusht. Wir haben mit durchschnittlich 350 Zuschauern die meisten der Liga und im Landkreis. Wir spielen abends bei Flutlicht in einer perfekten Fußballatmosphäre. Das kitzelt die letzten Prozent Leistung aus unserer Mannschaft. Außerdem bieten wir unseren Spielern optimale Rahmenbedingungen. Mit unserem neuen Mannschaftsarzt Dr. Jörg Schüler und dem Therapiezentrum Hans Friedl bieten wir eine ärztliche Versorgung im Standard eines Viert-Ligisten. Unsere Führungsspieler engagieren sich intensiv für die jüngeren, versuchen, ihre Erfahrung weiterzugeben, um den Nachwuchs besser zu machen. Unser Verein ist nach meiner Überzeugung so erfolgreich, weil wir viele Persönlichkeiten haben, die sich intensiv für ihn einsetzen.
Welche sportlichen Ziele haben die Wasserburger Löwen? Wohin soll die Aufstiegswelle noch führen?
Wir wollen mit unserer ersten Mannschaft weiter im gehobenen Amateurniveau spielen. Und mit unserer zweiten Mannschaft nachziehen – mittelfristig bis in die Kreisliga aufsteigen. Auch im Jugendbereich wollen wir noch nachlegen. Hier haben wir in den vergangenen Jahren einiges an der Struktur geändert und korrigiert. Hier sollten sich demnächst erste sportliche Erfolge in Form von Aufstiegen realisieren lassen. Grundsätzlich haben wir uns vorgenommen, das Fußballzentrum für den Altlandkreis Wasserburg zu werden. Mit Spielern, die man kennt. Und die vor allem eins wollen: Fußball spielen. Wer Geld verdienen möchte, ist bei uns fehl am Platz. Wir wollen bodenständig bleiben, das wissen auch unsere Fans zu schätzen. Deshalb werden wir nicht von unseren Werten abweichen, die uns bis hierhin geführt haben. In erster Linie sind das Bescheidenheit, gepaart mit Disziplin und Entschlossenheit. Wir haben unseren Wasserburger Weg und von diesem werden wir nicht abkommen.
Welches neues Sponsoringkonzept steckt hinter dem „Club 1880“?
Wir wollen damit ein Netzwerk für unsere Partner und Unterstützer schaffen. Über die reine Werbung hinaus sollen unsere Partner aus der Wirtschaft von ihrem Engagement bei uns profitieren. Wir werden deshalb den Spielbetrieb aktiv begleiten durch Maßnahmen wie Sponsorenveranstaltungen. Unser Ziel ist es, nicht von einem großen Partner abhängig zu sein, wir wollen uns breit aufstellen. Die Resonanz ist gut: 60 bis 70 Firmen unterstützen uns bereits.
Für den weiteren Erfolg muss auch die Infrastruktur passen, Was erwarten Sie von der Stadt?
Wir benötigen dringend bessere Trainingsbedingungen. Wir haben auf dem Papier drei Plätze, von denen wir zwei jedoch nur sehr eingeschränkt nutzen können. Im Badria nehmen wir Rücksicht auf unsere erfolgreichen Sportler der Leichtathletik-Abteilung. Außerdem ist dort noch kein Flutlicht, weshalb wir den Platz eigentlich nur in den Sommermonaten nutzen können. Dann gibt es noch den Trainingsplatz in Seewies. Hier trägt der SV Genclerbirgli seine Heimspiele und Trainingseinheiten aus. Der Platz verfügt über Flutlicht, ist jedoch oft in einem schlechten Zustand und für die Kinder aufgrund der Distanz zur Stadt nicht wirklich zumutbar. Das Altstadtstadion würden wir wie bei den meisten anderen Vereinen auch gerne ausschließlich als Spielstätte für die Erste und die Jugend nutzen. Aufgrund der Einschränkungen auf den anderen Plätzen kommen wir jedoch nicht daran vorbei, hier ebenfalls zu trainieren. Der Platz ist so hoch frequentiert, dass die Rasenqualität schnell mangelhaft wird. Die Lösung ist die jetzt vom Stadtrat beschlossene Anbringung einer Fluchtlichtanlage im Badria, sodass hier auch abends trainiert werden kann. Wir brauchen außerdem einen zusätzlichen Kunstrasen- platz – am besten ebenfalls am Badria. Denn jetzt im Winter müssen wir auf den Kunstrasen in Stephans kirchen ausweichen – seit Januar mieten wir uns dort für teures Geld ein. Wir sind außerdem sehr froh darüber, dass unser Platz an der Landwehrstraße derzeit saniert und an die Landesligabedingungen angepasst wird. Mit Flutlichtanlage am Badria und neuem Kunstrasenplatz wären wir gut aufgestellt.
Wie ist die Resonanz auf Ihre Wünsche vonseiten der Stadt?
Wir spüren, dass unser Platzbedarf verstanden worden ist. Wasserburg sieht sich als Sportstadt – mit erfolgreicher Jugend- und Integrationsarbeit. Dann muss auch die Infrastruktur dafür bereitgestellt werden. Wir sind auf die Unterstützung der Stadt angewiesen, da es um Investitionen geht, die der Verein nicht stemmen könnte. Die bisherigen Gespräche lassen uns jedoch hoffen. Die Stadt spürt den Aufschwung und die Euphorie um den Fußball in Wasserburg. Der Austausch mit den Verantwortlichen der Stadt, allen voran Herr Bürgermeister Kölbl, ist sehr produktiv.
Mit 25 Abteilungsleitern Fußball bei einem aufstrebenden Verein: Wie kommt es, dass Sie sich in diesem Alter schon so intensiv ehrenamtlich engagieren?
Ich bin seit meiner Jugend intensiv mit dem Verein verbunden, habe hier jahrelang auch gespielt, zuletzt in der zweiten Mannschaft. 2014/2015 habe ich die Jugendleitung, 2017 das Amt des Abteilungsleiters von Simon Stürmlinger übernommen. Mir macht es einfach sehr viel Spaß, mich auch außerhalb des Platzes für den Verein zu engagieren. Der TSV 1880 hat ein großes Potenzial. Es ist einfach sehr erfüllend, dabei zu helfen, dieses Potenzial zu nutzen und auszubauen. Ich identifiziere mich stark mit dem Verein und meiner Heimatstadt Wasserburg. Außerdem bin ich ja nicht allein: Wir sind ein Team. Hans Hain, Michi Stürmlinger und Robert Miller stehen mir stets zur Seite.
Wie viele Stunden in der Woche engagieren Sie sich für den Verein?
Ich schätze etwa 15 im Durchschnitt. Ich bin außerdem bei jedem Spiel der ersten Mannschaft dabei, sehe mir fast alle Spiele der Reserve an, besuche viele Jugendspiele. Doch diese Zeit investiere ich gerne, denn Fußball ist einfach mein Hobby.