Ein lachendes und ein weinendes Auge – Wasserburg spielt in Freising 2:2
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff waren sich Fans und Verantwortliche des TSV 1880 Wasserburg nicht ganz schlüssig, wie sie das 2:2 der Löwen in Freising bewerten sollten. Einerseits hatten die Innstädter beim Letzten nur Unentschieden gespielt, andererseits holten sie dabei zweimal einen Rückstand auf. Trainer Harry Mayer ordnete mit einem Tag Abstand die Dinge ein: „Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, aber ich bin auch enttäuscht, weil viele Spieler gedanklich nicht auf der Höhe waren und auch taktisch zu undiszipliniert gespielt haben. Wir müssen lernen, dass gerade in solchen Spielen Einstellung, Disziplin und Mentalität über allem steht.“
Dass es in Freising kein Selbstläufer werden würde, war schon nach dem Pokalhighlight gegen Rosenheim und dem Blick auf die Ausfallliste (den Löwen fehlten verletzungsbedingt oder gesperrt acht Spieler) klar. Die von Mayer angesprochenen Defizite im mentalen Bereich waren zu erwarten, denn gegen den TSV 1860 Rosenheim haben die Spieler ihr Herz auf dem Feld gelassen. Mehrfach infolge dieselbe Leistung abzurufen kann die junge Mannschaft (noch) nicht. Dazu unterlaufen ihr zu viele Fehler. Immer wieder schleichen sich Unkonzentriertheiten ein, die Punkte kosten. So auch in Freising. In der 9. Minute reichte ein eigentlich verunglückter Flugball, der auf die rechte Seite hoppelte, aus, um nach einem Steckpass Alexander Eppnik allein vor das Wasserburger Tor zu bringen. Der Freisinger Neuzugang aus der Kreisliga behielt die Nerven und schob überlegt mit links ein. Die Antwort gab Leon Simeth. Nachdem die Löwen nach dem Karriereende von Matthias Haas im Ligabetrieb keinen direkten Freistoß mehr versenkt hatten, beendete der 21-Jährige diese schier endlose Durststrecke. Und wie! Aus 28 Metern nagelte der Offensivspieler den Ball zum Tor des Monats in den Winkel (20.). Diesem Traumtor folgte ein Tagtraum. Bei einem Freisinger Freistoß aus dem Halbfeld war die Hintermannschaft derart schläfrig, dass Christian Schmuckermeier sträflich frei volley zum 2:1 einschießen konnte (39.).
Mayer wechselte in der Halbzeit dreifach, um seiner Mannschaft neue Lebensgeister einzuhauchen. Mit neuer Kraft versuchte Wasserburg den Ausgleich zu erzielen, lief aber permanent Gefahr, von Freising ausgekontert zu werden. Trotz aller Bemühungen lag das 2:2 nicht wirklich in der Luft, aber einen Torjäger wie Janik Vieregg schert das wenig, er braucht nur einen Moment, um zuzuschlagen Nach flacher Hereingabe von Leon Simeth stoppte sich Vieregg am Strafraum den Ball perfekt und schob flach neben den Pfosten ein (71.). Dies hätte die Initialzündung für eine Schlussoffensive werden können, doch fehlten dazu am Ende Konzentration und Präzision.
Nach dem Umbruch im Sommer wurde in Wasserburg propagiert, dass eine neue Mannschaft entwickelt wird. Dabei war auch einkalkuliert, dass nicht jedes Spiel gewonnen werden kann. Jogi Löw hatte in seiner Schlussphase als Bundestrainer einst eine „Fehlerkultur“ ausgerufen, die er bewusst zuließ, um aus eben jenen zu lernen. Schlauer wäre es hingegen gar keine Fehler zu machen. Dann gäbe es nach dem Spiel auch öfter zwei lachende Augen.
Wasserburg: Boschner, Köhler (ab 70. Stephan), Kollie, Brich, Lindner (ab 46. Rauscher), Kerschbaum, Moritz Knauer, Ferreira Goncalves (ab 46. Kononenko), Simeth, Vieregg, Dukic (ab 46. Müller, ab 83. Vorderwestner)
Tore: 1:0 Alexander Eppnik (9.), 1:1 Leon Simeth (20.), 2:1 Christian Schmuckermeier (39.), 2:2 Janik Vieregg (71.)
Gelb-Rote Karte: Luka Brudtloff (Freising, wiederholtes Foulspiel, 95.
Zuschauer: 105
jah