Erfolgreicher Nervenkitzel
Wasserburg gewinnt in Schwaig mit 1:0 und springt auf Platz zwei
„Wenn ihr noch mehr solcher Spiele liefert, dann muss ich mit 50 in Rente gehen“, verkündete Florian Heller nach dem knappen 1:0-Sieg seiner Löwen bei den Sportfreunden Schwaig. Aber der Trainer lachte dabei, denn er war stolz auf seine Mannschaft. Die Löwen hatten zuvor in spannungsgeladenen 90 Minuten die Sportfreunde Schwaig im Kampf um Platz zwei erfolgreich mit 1:0 niedergerungen und somit auf fünf Punkte distanziert. Bis zum Abpfiff des souverän leitenden Schiedsrichters Christoph Stühler stand die Partie auf Messers Schneide. Der 32. Spieltag in der Landesliga Südost fühlte sich an wie das entscheidende Spiel 7 in den Playoffs, denn beide Teams wussten: Wir brauchen den Sieg, um noch in die Relegation zu gelangen.
Im Duell Dritter gegen Vierter waren daher beide Mannschaften von Beginn an zunächst darauf aus, keine Fehler zu machen. Im Gegensatz zum wilden Schlagabtausch im Pokal, als beide Mannschaften mit offenem Visier aufeinander losgingen, begann die Begegnung verhalten, doch mit zunehmender Spielzeit gewannen die Gäste mehr und mehr an Spielkontrolle und das Spiel nahm Fahrt auf. In diese Dynamik passte auch das 1:0 durch Daniel Kononenko in der 14. Spielminute, das in seiner Entstehung einer wild gewordenen Büffelherde ähnelte. Nach einer Balleroberung an der Mittellinie sprintete Kononenko los, pflügte durchs Mittelfeld und bediente den galoppierenden Robin Ungerath, der solange rannte, bis ihn das letzte Verteidigerbein zum Pressschlag zwang, von wo der Ball wieder zu Kononenko prallte, der sich weiter durchtankte und frei vor Philipp Strunk via Innenpfosten einschoss. Eine Naturgewalt war über Schwaig hereingebrochen. Diese Power hatte Heller mit seiner Aufstellung herbeigeführt, denn Robin Ungerath stand nach langer Leidenszeit zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wieder in der ersten Elf einer Fußballmannschaft. „Unsere medizinische Abteilung und Physios haben erstklassige Arbeit geleistet“, lobte Abteilungsleiter Kevin Klammer, der dem 25-jährigen Stürmer in seiner langen Verletzungspause auch dann zur Seite stand, als er nicht in Wasserburg spielte.
In der Folge verpassten es die Innstädter trotz aussichtsreicher Kopfballchancen durch Michael Barthuber (26.) und Rauscher (40.) den zweiten Treffer nachzulegen. Umso größere Bedeutung bekam daher die Defensive. „Es ist beachtlich, dass wir keinen Schuss auf unser Tor zugelassen haben“, lobte Torwart Lino Volkmer seine Vorderleute. Einmal wäre er gegen einen Drehschuss von Vincent Sommer wohl machtlos gewesen, doch der Ball zischte knapp am Pfosten vorbei (36.). Die Schwaiger Offensivbemühungen erhielten unmittelbar mit dem Halbzeitpfiff einen weiteren Dämpfer, als Bilal Ibrahim zwei harte Grätschen innerhalb weniger Minuten auspackte und die Gelb-Rote Karte sah (45.).
Gegen zehn Mann wollten die Gäste zwar die Spielkontrolle, ohne aber dabei zu sehr ins Risiko zu gehen. „Die zweite Hälfte war zäh, uns fehlten die Chancen auf das zweite Tor“, monierte Heller, was vor allem daran lag, dass aussichtsreiche Angriffsgelegenheiten unsauber ausgespielt wurden. Daher blieben die Hausherren bis zur letzten Sekunde im Spiel und eine Mannschaft, die Raffael Ascher in ihren Reihen hat, ist immer gefährlich. Das wussten auch die Löwen. Symptomatisch für die Konzentration und besonders den Willen, mit dem die Wasserburger Abwehr verteidigte, war eine Szene in der 85. Minute, als Ascher sich im Strafraum behauptete und aus der Drehung zum Schuss ansetzte. Drei Verteidiger blockten mit vereinten Kräften den Goalgetter und feierten ihre Rettungstat wie einen eigenen Treffer.
Auf diese Art und Weise bugsierten Brich und Co. bis zum Abpfiff alles aus der Gefahrenzone und sicherten somit drei ganz wichtige Punkte im Kampf um den Relegationsplatz. Durch den 1:0-Erfolg hatten die Löwen am Freitagabend auch im Fernduell mit Hallbergmoos den Druck erhöht und sprangen am Samstagnachmittag durch deren 2:3-Niederlage in Garmisch auf Platz zwei. Entschieden ist damit noch lange nichts. Auch für die kommenden Spieltage gilt: Nervenkitzel garantiert.
Wasserburg: Volkmer, Kononenko (ab 62. Neumeier), Lindner (ab 50. Selimovic), Stephan, Brich, Rauscher, Kerschbaum, Simeth, Barthuber (ab 87. Vorderwestner), Yordanov (ab 62. Marinus Jackl), Ungerath (ab 46. Wagner)
Tor: 0:1 Daniel Kononenko (14.)
Gelb-Rote Karte: Bilal Ibrahim (45., Schwaig, wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Christoph Stühler (DJK-SC Oesdorf)
Zuschauer: 377
„Jeder hat bis zur letzten Sekunde für den anderen gekämpft“
Wasserburgs Dominik Brich und seine Abwehrkollegen hielten in Schwaig hinten die Null
Wer in Schwaig gewinnen will, muss die gefährliche Offensive um Toptorjäger Raffael Ascher ausschalten. Normalerweise reicht in der NGL-Arena ein Treffer nicht zum Sieg, denn die Sportfreunde treffen immer. Außer am vergangenen Freitag beim Gastspiel der Wasserburger Löwen. Dominik Brich und seine Abwehrkollegen hatten Schwerstarbeit zu verrichten, schafften aber das, was in dieser Spielzeit gegen Schwaig kaum jemandem gelang: Sie hielten hinten die Null.
Im Gespräch mit uns spricht der 25-Jährige über das direkte Duell um Platz zwei, die Defensivleistung und den Saisonendspurt.
Herr Brich, die Begegnung in Schwaig war spannend bis zur letzten Sekunde. Am Ende stand für Ihre Mannschaft ein 1:0-Sieg. Wie haben Sie das Spiel gesehen?
In erster Linie bin ich erst einmal froh, dass wir ein so enges Spiel ohne Gegentor über die Zeit gebracht haben. Jeder hat bis zur letzten Sekunde für den anderen gekämpft und das war glaubeich der ausschlaggebende Punkt, dass wir mit drei Punkten aus Schwaig heimgefahren sind.
Gegen zehn Mann stockte das Wasserburger Spiel in der zweiten Halbzeit. War der Platzverweis für Bilal Ibrahim eher kontraproduktiv?
Ob die rote Karte kontraproduktiv war, ist schwer zu sagen. Ich glaube dem Spiel allgemeinhätte es besser getan, wenn wir weiter elf gegen elf gespielt hätten, da durch diese rote Karte die zweite Halbzeit sehr von weiten Bällen und vielen hart geführten Zweikämpfen um die zweitenBälle geprägt war. Aber auch das haben wir angenommen.
Grundstein zum Erfolg war die starke Defensive. Die Wasserburger Hintermannschaft erlaubte keinen Schuss auf das eigene Tor. Wie haben Sie sich auf die gefährliche Offensive um Toptorjäger Raffael Ascher vorbereit?
Es tut extrem gut, dass wir gegen eine der stärksten Offensiv-Mannschaften so gut wie alles wegverteidigen konnten. Groß vorbereitet haben wir uns darauf nicht. Ich glaube, dass es in den letzten Wochen schon sichtbar war, dass wir hinten immer besser harmonieren und dadurch war uns klar, dass es nur an der Einstellung jedes Einzelnen liegt, den absoluten Willen zu haben um jeden Ball zu kämpfen.
Es stehen nur noch zwei Spiele an. Die Wasserburger Formkurve zeigt deutlich nach oben. Was hat sich verändert und worauf wird es im Schlussspurt ankommen?
Vom Fußballerischen her hat sich nicht viel verändert. Das Wichtigste ist meiner Meinung, dasswir seit Wochen vom ersten bis zum zwanzigsten Mann wieder eine eingeschworene Mannschaft sind und das ist es auch, worauf es in den letzten beiden Spielen ankommen wird. Wenn wir in diesen Spielen wieder so eine Teamleistung abrufen können, haben wir sehr gute Chancen, diese Spiele auch positiv zu bestreiten.
jah