Gegen das eigene Vorbild – Wasserburg gastiert Samstag, 14 Uhr, in Hankofen-Hailing
Die Löwen reisen zum Tabellenführer. Vor der Saison gingen alle Experten davon aus, dass wer am 22. Spieltag gegen den Ersten spielt, garantiert nach Landsberg oder Donaustauf fahren muss. Beide Vereine galten mit ihren luxuriös aufgepeppten Kadern als Topfavoriten. Die SpVgg Hankofen-Hailing überraschte jedoch die ganze Liga und steht auf dem ersten Platz. „Stehen“ ist dabei untertrieben, denn Hankofen thront an der Spitze. Die sogenannten „Dorfbuam“ führen die Liga mit sagenhaften 13 (in Worten: dreizehn) Punkten an. Entsprechend schwer wird das Wasserburger Gastsspiel am Samstag, 14 Uhr, im Maierhofer Bau-Stadion.
„Ich habe Hankofen gesehen und bin sicher, dass diese Mannschaft Meister wird“, gibt Matthias Pongratz zu Protokoll, der nichtsdestotrotz auf eine Überraschung hofft. Der Löwen-Trainer spricht das aus, was der Großteil der Liga scheinbar immer noch nicht ganz begriffen hat: Hankofen-Hailing ist ein Topteam und steht nicht zufällig ganz oben. Noch immer warten alle auf den Einbruch, der aber noch immer auf sich warten lässt. Im Gegenteil: Die Elf von Spielertrainer Tobias Beck (26) und Heribert Ketterl (61) ist heiß wie Frittenfett und gewann die letzten sieben Spiele am Stück. Dass der Hankofener Höhenflug nach wie vor staunend verfolgt wird, liegt am Image, das sich die Niederbayern selbst verpasst haben.
Hankofen spielt seit 2012 in der Bayernliga Süd und ist somit ein Dauerbrenner in dieser Spielklasse. Nach außen verkaufte man sich aber immer als Außenseiter, der im Konzert der Großen spielt. Die letzten Jahre landete Hankofen meist im hinteren Mittelfeld, in der endlosen Corona-Saison rettete die Dorfbuam wahrscheinlich nur der Abbruch vor der drohenden Relegation. In der neuen Spielzeit behielt Hankofen das Underdog-Image bei, tritt aber ganz anders auf. Vor allem spielerisch hat sich der Tabellenführer rasant weiterentwickelt. Die niederbayerische Kampfkraft war ohnehin gegeben.
„Hankofen-Hailing ist ein Verein, an dem wir uns orientieren können. Sie holen aus ihren Möglichkeiten mehr als das Maximum heraus, weil sie beharrlich arbeiten. Daher halten sie sich seit Jahren in der Bayernliga und stehen nun ganz oben, obwohl sie in den Vorjahren oft im Abstiegskampf steckten. Aus der Ferne betrachtet handelt es sich um einen sehr gut geführten Verein“, findet Abteilungsleiter Kevin Klammer lobende Worte vor dem ersten Wasserburger Gastspiel beim Dorfclub. Vor allem das Scouting hat es Klammer angetan. Wie einst die Löwen mit Robin Ungerath fand Hankofen Andreas Wagner in der Kreisliga. Der 26-jährige Sturmtank erzielte bereits elf Saisontore und bildet mit Tobias Lermer (17 Treffer) das gefährlichste Duo weit und breit.
Die Wasserburger Abwehr muss sich also auf harte Arbeit einstellen. Fehlen wird dabei Maxi Hain, der an einer Oberschenkelverletzung laboriert, auch Michael Neumeier ist noch nicht fit. Nach Monaten der Personalnot fahren die Löwen dennoch mit 20 Mann nach Hankofen und wollen im Tollhaus bestehen. Am Samstag werden knapp 1000 Zuschauer erwartet. Der Hype in Hankofen ist real – und erinnert an Wasserburg in seiner ersten Bayernligasaison. Damals endete der Höhenflug im November. Sollte dies auch bei Hankofen der Fall sein, hätten die Löwen nichts dagegen.
jah