Granulat im Getriebe
Löwen verlieren auf Kunstrasen in Geretsried mit 3:0
Für ihr Abschlusstraining hatten sich die Fußballer des TSV 1880 Wasserburg noch in Stephanskirchen auf dem Kunstrasen eingemietet, um für ihr Auswärtsspiel in Geretsried auf selbigem gewappnet zu sein. 45 Minuten lang funktionierte es ja auch einigermaßen, doch nach dem Seitenwechsel „riss uns der Schlauch“, wie Trainer Florian Heller konstatierte. Um im Bilde zu bleiben: Bei den Innstädtern ist seit dem Jahreswechsel Granulat im Getriebe. Der Motor stottert. Von vier Ligaspielen in diesem Jahr wurde nur eins gewonnen, die anderen drei gingen ohne eigenen Treffer verloren.
„In der ersten Halbzeit war es gar nicht so schlecht. Wir hatten guten Zugriff, wir waren giftig und hatten einiges aus dem Feldmoching-Spiel mitnehmen können. Allerdings brauchten wir auch zweimal unseren Torhüter, um nicht früh in Rückstand zu geraten“, so Heller und bezog sich dabei auf eine Parade von Lino Volkmer gegen Belmin Idrizovic und den von Matthias Rauscher ungestüm verursachten Foulelfmeter, den der Wasserburger Schlussmann in der 14. Minute von Srdan Ivkovic entschärfte. „Eigentlich war dies der Moment, den wir gebraucht hatten, um vollkommen in dieses Spiel zu kommen“, sah der Coach einen möglichen Kipppunkt in der Partie. Der Wasserburger Erweckungsmoment blieb aber aus. Vorne wurden in den wenigen Räumen, die Geretsried den Gästen gelassen hatte, oft die falschen Entscheidungen getroffen oder Angriffe unsauber zu Ende gespielt, wodurch Cedomir Radic im Tor der Hausherren wenig in Bedrängnis gebracht wurde. Einzig nach einer Standardsituation war er bereits geschlagen, doch der Treffer wegen einer Abseitsstellung aberkannt.
Geretsrieds stets auskunftsfreudiger Jung-Trainer Daniel Dittmann sah nach dem Seitenwechsel seine Farben deutlich überlegen: „In der zweiten Halbzeit war dann von uns noch mehr Druck. Wir hatten dann noch mehr Mut, um unsere Qualität durchzusetzen. Das haben wir auch gemacht und haben dann auch in der Höhe verdient 3:0 gewonnen“. Während der 24-Jährige jubilierte, begab man sich im Wassserburger Lager auf Ursachenforschung, warum sie selbst der Glaube verließ. Die Analyse dauert noch an, das Ergebnis ist bekannt: Am Ende stand ein 0:3. Die ersten beiden Gegentore durch Sebastian Schrills waren fast deckungsgleich. Geretsried setzte sich auf der linken Seite durch, innen verwerte der 28-Jährige die Hereingaben mit dem Fuß, da er immer mindestens einen Schritt schneller war als die Innenverteidigung (53. und 66.). Nach dieser Dublette war die Messe gelesen. Den Schlussakkord setzte Srdan Ivkovic, der nach einem kurz ausgeführten Freistoß in der 88. Minute die Flanke von der Grundlinie ungestört einköpfen konnte.
Dittmann sagte noch einen Satz, der allgemeine Gültigkeit hat und den die Löwen auch – oder gerade weil er vom Gegner kommt – schnellstmöglich beherzigen sollten: „Wir wollten Zweikämpfe führen und gewinnen. Das ist, glaube ich, das A und O.“ Am Dienstag müssen die Innstädter zum Nachholspiel in Hallbergmoos antreten. Die Aufgaben werden nicht leichter, entsprechend ist eine Leistungssteigerung dringend erforderlich.
Wasserburg: Volkmer, Kollie, Lindner (ab 51. Knauer), Brich (ab 83. Stephan), Rauscher, Michael Jackl, Kerschbaum (ab 65. Yordanov), Stellner (ab 65. Ferreira Goncalves), Vorderwestner, Barthuber, Marinus Jackl (ab 46. Neumeier)
Tore: 1:0 Sebastian Schrills (53.), 2:0 Sebastian Schrills (66.), 3:0 Srdan Ivkovic (88.)
Schiedsrichter: Florian Garr (SV Wendelskirchen)
Zuschauer: 100
„Jeder muss auch einen Tick härter werden“
Interview mit Johannes Lindner
Johannes Lindner ist seit acht Jahren bei den Löwen. Er hat alle Höhen, aber auch den ein oder anderen Tiefschlag miterlebt. Derzeit läuft es nicht so bei den Innstädtern. Die Löwen sind zwar noch Tabellenzweiter, aber in diesem Jahr wurde erst ein Ligaspiel gewonnen, drei gingen ohne eigenen Treffer verloren.
Die Wasserburger Verantwortlichen sind in der Analyse, weshalb der Start in die Rückrunde derart holprig verläuft. Lindner ist dabei auch Ansprechpartner der Sportlichen Leitung und als Teil des Mannschaftsrats sowie aufgrund der verletzungsbedingten Abwesenheit von Kapitän Maxi Höhensteiger auch einer der Spieler, die in der Verantwortung stehen, um schnellstmöglichwieder einen Aufschwung herbeizuführen. Der 30-Jährige spricht die Sprache der Fans. Hier muss er zunächst aber im Gespräch die Startschwierigkeiten erklären sowie Worte für den Umgang mit der Situation und den Weg zur Besserung finden.
Geretsried hat Wasserburg vor allem in der zweiten Halbzeit den Schneid abgekauft. Gegen Holzkirchen und Rosenheim war es ähnlich. Wie erklären Sie das?
Ich möchte das am Beispiel von Srdan Ivkovic erklären. Ivkovic ist ein ausgebuffter Spieler, der mit allen Mitteln arbeitet und einem bei jedem Zweikampf eine mitgibt. Wir als Mannschaft, wir als Kollektiv müssen uns dagegen besser wehren. Wir müssen lauter werden. Jeder muss auch einen Tick härter werden! Zum Gegner, aber auch zu sich selbst!
Wasserburg ist Tabellenzweiter, die Situation eigentlich sehr gut, aber derzeit fühlt es sich abgesehen vom Spiel gegen Feldmoching sehr zäh an. Woran liegt es?
Unsere spielerischen Stärken verpuffen derzeit. Jeder ist etwas zu ungeduldig, wir treten vom Selbstverständnis her nicht auf wie der Zweite und lassen uns von verschiedenen Faktoren zu leicht aus dem Konzept bringen. In Geretsried war es beispielsweise der Kunstrasen. Aber das darf nicht ausschlaggebend sein, wir müssen die Bedingungen besser annehmen.
Die Mannschaft war im Trainingslager, für das Training wurde oft ein Kunstrasen gemietet, der Kader wurde etwas vergrößert, um auf die Ausfälle besser reagieren zu können. War es im Winter zu sehr eine Wohlfühloase?
Nein. Eine gute Planung ist die Voraussetzung für Erfolg. Das hat den Verein immer ausgezeichnet.
Was muss sich schon am Dienstag gegen Hallbergmoos ändern?
Die Einstellung und die Robustheit. Mehr ist es nicht.
jah