Last-Minute-Löwen schießen sich in Lauerstellung
Robin Ungerath trifft in Geretsried kurz vor Schluss zum 1:0
„Es war einfach Intention, ich habe mich gedreht, abgeschlossen, der Ball geht glücklich durch die Beine des Verteidigers und drin war“, so beschrieb ein strahlender Robin Ungerath, wie er in der 89. Minute beim wegweisenden Spiel in Geretsried das späte 1:0 markierte. Nach achtmonatiger Verletzungspause stand der Vollblutstürmer zum ersten Mal wieder auf dem Platz und feierte ein sagenhaftes Comeback. Aber das ist eine Geschichte für sich. Hier geht es um die Last-Minute-Löwen, die zurück sind, und wie erhofft den Abstand auf den Tabellenzweiten auf fünf Punkte verkürzen konnten. Wenn man beobachtete, wie einige Geretsrieder Spieler nach Abpfiff zusammensackten, sich auf den Rasen legten und sich fragten, wie sie dieses Spiel nur verlieren konnten, dann lässt sich konstatieren, dass das Fernduell eröffnet ist. Der Tabellenzweite war Wasserburg schon weit enteilt, doch der Vorsprung schmilzt und langsam spielt auch der Kopf eine Rolle.
„So ein Spiel gewinnt man nicht oft“, weiß Florian Heller. Der Coach wusste ganz genau, „dass Geretsried ein klares Chancenplus“ hatte. Am Samstagnachmittag waren die Hausherren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Dass es die Innstädter, die ohne Topscorer Michael Barthuber angetreten waren, dennoch schafften zu gewinnen, macht sie umso gefährlicher. „Wir haben kein gutes Spiel gemacht und haben eigentlich nicht das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen hatten. In der ein oder anderen Situation hatten wir etwas Glück, aber in vielen Situationen haben wir in der Defensive durch viel Kommunikation und einer guten Zuordnung die Angreifer erfolgreich gestört“, so ein selbstkritischer, aber zufriedener Lino Volkmer. Der Schlussmann hat geschafft, was in dieser Saison vor ihm nur Rosenheims Alin Goia gelang: Er hielt in Geretsried die Null fest. Das von Volkmer angesprochene Glück beanspruchten die Löwen schon nach drei Minuten, als nach einem Fehler im eigenen Strafraum der Ball über Umwege zu Srdan Ivkovic kam und der führende der Torschützenliste freistehend knapp am Tor vorbeischoss. Solche Chancen lässt der Bomber normalerweise nicht liegen. „Dass bei so einer Qualität in der Offensive der ein oder andere Schuss aufs Tor kommt, war unvermeidbar“, wusste Volkmer, der bei all diesen Momenten auf dem Posten war. Was nicht geblockt wurde, hielt der 23-Jährige. Immer wieder zogen Ivkovic und Belmin Idrizovic gefährlich ab, doch Volkmer hechtete, faustete und parierte. Auch die zahlreichen Geretsrieder Ecken, die meist scharf auf den kurzen Pfosten gezogen wurden, überstanden die Innstädter mit vereinten Kräften. Eigene Wasserburger Offensivaktionen hatten Seltenheitswert.
Eine der womöglich entscheidenden Szenen der Saison trug sich in der 80. Minute zu. Die Löwen hatten ihre beste Chance der Begegnung, als Luca Wagner auf Daniel Yordanov zurücklegte, der beim Abschluss noch leicht geschoben wurde und so aus bester Position verzog. Der Ball blieb im Spiel, Geretsried konterte und nach einem gewonnenen Pressschlag lief Anastastios Karpouzidis mutterseelen alleine ab der Mittellinie auf das Wasserburger Tor zu. Der TuS-Kapitän hatte die einmalige Gelegenheit Wasserburg endgültig zu distanzieren, doch er traf nur den Pfosten. „Am Ende kann ich einfach nur sagen, wie stolz ich auf die Mannschaft bin. Wir sind 80 Minuten nur hinterhergerannt, standen unter Dauerdruck und schießen dann noch in der 89. Minute in Unterzahl den Siegtreffer“, freut sich Volkmer. Unmittelbar bevor Ungerath nach einem schnellen Angriff über Yordanov und einem verunglückten Schuss von Josef Stellner aus dem Gewühl heraus das 1:0 markierte, hatte Dominik Brich für ein taktisches Foul eine zehnminütige Zeitstrafe erhalten (88.).
„Bis dahin war ich mit meiner Leistung nicht ganz zufrieden, aber ich habe daran geglaubt, dass ich noch eine Torchance bekomme“, so der Siegtorschütze. Mit Ungeraths Glaube an sichselbst, lebt auch der Glaube der Löwen auf Platz zwei. Sie liegen jetzt in Lauerstellung, wohl wissend, dass sie selber Siegebrauchen und Geretsried Punkte liegen lassen muss. Das ist nicht unbedingt die ideale Ausgangslage für den Endspurt, aber die Ausgangslage war vor Wochen deutlich schlechter.
Wasserburg: Volkmer, Biegel (62. Kononenko), Kasumovic (83. Saur), Lindner, Brich, Stellner, Rubio Gonzalez (57. Deser), Kerschbaum, Dumitru (77. Wagner), Ungerath, Voglmaier (57. Yordanov)
Tor: 0:1 Robin Ungerath (89.)
Zeitstrafe: Dominik Brich (88., Wasserburg, taktisches Foulspiel)
Schiedsrichter: Fabian Hegener (FC Zell-Bruck)
Zuschauer: 220
jah