Sieben auf einen Streich
Wasserburg dreht das Spiel und besiegt Eggenfelden mit 3:1
Auch Wind und Wetter sowie elf widerborstige Niederbayern konnten den Siegeszug des TSV 1880 Wasserburg am Freitagabend nicht stoppen. Mit 3:1 besiegte die Mannschaft von Trainer Florian Heller den SSV Eggenfelden und gewann damit ihr siebtes Spiel in Serie. „Sieben auf einen Streich“ heißt ein Märchenfilm von Dušan Trančík aus dem Jahr 1989 – und wie im Märchen fühlen sich die letzten Wochen der Löwen auch an.
Seit der 0:6-Heimpackung zuhause gegen Schwaig sind die Innstädter wie Phönix aus der Asche emporgestiegen. Wenn man so will, hatte die Abreibung eine positive Wirkung, denn die Mannschaft zeigte eine Reaktion und ist daran gewachsen. Der Entwicklungsprozess war auch gegen Eggenfelden deutlich erkennbar, denn auf schwierigem Geläuf boten die Löwen bei Dauerregen ansprechenden Fußball und ließen sich vor allem durch den 0:1-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Die Heimelf dominierte von Beginn an das Geschehen und hatte eine Reihe guter Einschussmöglichkeiten, zudem wurde ein Tor durch Luca Wagner wegen Abseits aberkannt (16.). Als der Ball wieder im Tor lag, hätten sich alle Zuschauer im Stadion verwundert die Augen gerieben, wenn es das Halten des Regenschirms nicht verhindert hätte. Simon Eichinger hatte von der linken Seite einen Flankenversuch auf seine nicht mitgelaufenen Mitspieler unternommen, Lino Volkmer rief bereits „Torwart“ und die Stürmer machten sich schon bereit für den schnellen Abwurf, ehe der Ball immer länger und länger wurde und plötzlich im Netz zappelte (28.). Die Wasserburger Antwort ließ nicht lange auf sich warten, doch Leon Simeths Abschluss aus 20 Metern klatschte nur an die Latte (32.).
In der Halbzeit injizierte Heller seiner Elf anstatt Pausentee eine Portion Coolness: „Wir mussten ruhig und geduldig bleiben. Die Jungs haben immer wieder nach Lösungen gesucht und wir wussten, dass wir Chancen bekommen, wenn wir so weiterspielen,“ resümierte der Coach. Die erste sich bietende Gelegenheit nutzte Michael Barthuber bereits in der 46. Minute, als er nicht lange fackelte und aus 16 Metern den Ball platziert zum 1:1 direkt neben den Pfosten setzte. Kurioserweise war der Ausgleich nicht die Initialzündung für einen Wasserburger Sturmlauf, sondern der Beginn einer zehnminütigen Schwächephase, in der Eggenfelden durch eine Reihe von kapitalen Fehlpässen eingeladen wurde, erstmals aktiv an diesem Spiel teilzunehmen. Volkmer im Wasserburger Tor entpuppte sich nach seinem Fauxpas aber als Spielverderber und rettete gegen Simon Schie (48.) und Nico Reitberger (53.) bravourös.
Diesen wenigen Minuten, in denen sich die Tür für die Gäste tatsächlich einen Spalt weit öffnete, trauerte Spielertrainer Tobias Huber nach, der nach dem Spiel erst nicht sprechen wollte, aber dann doch zu Protokoll gab: „Hier müssen wir kaltschnäuziger agieren und das Spiel auf unsere Seite ziehen.“ Den Eggenfeldener Aufschwung beendete Simon Eichinger jedoch jäh, indem er innerhalb weniger Minuten zwei Grätschen auspackte, die jeden kanadischen Holzfäller hätten vor Neid erblassen lassen und er folgerichtig die Ampelkarte sah (63.). Heller brachte nun seine Joker, denen er ein großes Lob aussprach, und Wasserburg startete ein Powerplay, das die Niederbayern tief in der eigenen Hälfte einschnürte. Lucas Knauer köpfte eine Ecke ans Lattenkreuz und Irfan Selimovic scheiterte noch allein vor Torhüter Koslowski, doch in der 70. Minute knackte Barthuber den Abwehrriegel erneut und köpfte nach Neumeier-Flanke zum 2:1 ein. In der 79. Minute machte Leon Simeth nach feiner Kombination über die eingewechselten Marinus Jackl und Michael Neumeier mit dem 3:1 den Deckel drauf.
Während sich Eggenfelden nächste Woche gegen Ampfing dem nackten Existenzkampf stellen muss, können die Innstädter in Hallbergmoos ihrer märchenhaften Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen. Frei nach den Gebrüdern Grimm: Und wenn sie nicht verletzt sind, dann siegen sie noch morgen.
Wasserburg: Volkmer, Kollie (ab 63. Neumeier), Lucas Knauer, Lindner (ab 86. Brich), Rauscher (ab 69. Kononenko), Höhensteiger, Simeth, Selimovic (ab 77. Jackl), Barthuber (ab 89. Stephan), Wagner, Yordanov
Tore: 0:1 Simon Eichinger (28.), 1:1 Michael Barthuber (46.), 2:1 Michael Barthuber (70.), 3:1 Leon Simeth (79.)
Gelb-Rote Karte: Simon Eichinger (Eggenfelden, 63., wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Niklas Wich (TSV Neukenroth)
Zuschauer: 208
jah