Spitzenspiel in Wasserburg
Tabellenführer Grünwald gastiert am Donnerstagabend, 19.30 Uhr, in der Altstadt
Fußballspiele an einem Donnerstagabend muten stark an Euro oder Conference League an. Im Amateurfußball ist diese Terminansetzung eher selten, doch diesen Donnerstag, 19.30 Uhr, kommt es in der Wasserburger Altstadt einige Etagen tiefer zu einem echten Spitzenspiel in der Landesliga Südost – und für die Fans ein Leckerbissen schon werktags: Der TSV 1880 Wasserburg empfängt den TSV Grünwald, Dritter gegen Erster. Mehr Topspiel geht kaum.
Nachdem die Löwen letzten Samstag in Garmisch-Partenkirchen am Fuße der Zugspitze mit einer Rumpfelf einen 1:0-Erfolg errungen haben, wartet nur wenige Tage später der höchste Gipfel der Landesliga. Seit diesem Sommer wird die Mannschaft aus dem Münchener Nobelvorort von Trainer Elfinger angeleitet und legte einen famosen Saisonstart hin. Die ersten sieben Spiele wurden allesamt gewonnen, wobei sich Stürmer David Halbich besonders hervortat. Der 21-Jährige, der beim FC Bayern München ausgebildet wurde und in Großaspach unter Profibedingungen spielte und trainierte, schoss die Liga kurz und klein, und steht mittlerweile bei zehn Treffern in zwölf Spielen. Nach dem schier unaufhaltsamen Sturm an die Tabellenspitze hatte Grünwald zuletzt eine kleinere Delle, in der die um den derzeit verletzten Topneuzugang Kodjovi Koussou verstärkte Mannschaft auch zwei Niederlagen einstecken musste. Vergangenen Freitag beim 5:0-Heimsieg gegen Bruckmühl wurde die Tabellenführungjedoch eindrucksvoll untermauert. Das Grünwalder Team ist eine interessante Mischung aus ganz feiner Klinge und knallharter Rustikalität: Vorne zocken Halbich und Alexander Rojek (sieben Tore) um die Wette, hinten räumen die Bundesliga-Söhne David Wörns und Leon Sammer qua Geburt sowie Marco Bornhauser aus Leidenschaft humorlos auf. Kapitän Bornhauser, der das Fußballspielen beim Karlsruher SC lernte, macht keine Gefangenen: In den zwei letzten Spielzeiten sah er 24 Gelbe, drei Gelb-Rote und eine Rote Karte. Heuer steht er bereits bei acht Gelben in zwölf Spielen. Durchkommen: schmerzhaft.
Wasserburgs Trainer Florian Heller weiß natürlich um die Grünwalder Stärke: „Die aktuell beste Offensive in Schach zu halten, wird eine große Aufgabe für meine Mannschaft.“ Gleichzeitig betont er aber: „Und dennoch wollen wir das Spiel für uns entscheiden.“ Diese Mischung aus Demut und Überzeugung brauchen die Löwen, um in diesem Topduell zu bestehen. Personell passt es ins Bild, dass Jaden Pezo, der Siegtorschütze in Garmisch-Partenkirchen, beruflich verhindert ist. Dafür gibt es aber wohl zwei, drei Rückkehrer, die dem Kader mehr Breite geben. Daniel Vorderwestner (sechs Monate) und Jean-Philippe Stephan (13 Monate) haben nach langen Verletzungen erstmals wieder Spiele absolviert, brauchen aber nach ihren Pausen noch Zeit. Die Löwen sind dezimiert, dafür wächst der Teamgeist immer mehr. Diesen Zusammenhalt werden die bis dato ungeschlagenen Innstädter auch am Donnerstagabend zu ungewöhnlicher Stunde brauchen, denn dann wartet auf sie die bislang größte Prüfung dieser Saison.
jah