Von Löwen und Goldfischen
Nach der unglücklichen 0:1-Niederlage des TSV 1880 Wasserburg beim SV Kirchanschöring wussten die Innstädter nicht so recht, was sie sagen sollten. Entsprechend zerknirscht und wortkarg saßen und standen die Akteure nach der vierten Pleite in Folge an der eigenen Bank und haderten mit sich und der Welt. Um die Niedergeschlagenheit zu meistern, bietet sich ein Griff in die unendlichen Weiten der Fiktion an: Es gibt derzeit eine international sehr erfolgreiche Fernsehserie, die um den fiktiven Fußballtrainer „Ted Lasso“ kreist und dessen Namen trägt. In einer der bekanntesten Szenen der Serie trauert der Stürmer Sam einer vergebenen Chance nach und Trainer Lasso stellte ihm die Frage, welches das glücklichste Tier des Universums sei. Die Antwort gab der Coach selbst: der Goldfisch. Dieser habe nämlich nur ein Zehn-Sekunden-Gedächtnis. Also, „sei ein Goldfisch“, riet Lasso seinem Stürmer und diese Empfehlung kann man nach Samstagnachmittag auch den Löwen geben. Übersetzt heißt dies nichts Anderes als: Hört auf zu hadern, dass so viele Spieler verletzt sind! Hört auf euch zu martern, dass so viele Chancen vergeben werden! Schaut nach vorne!
Das Spiel zum Vergessen war wie folgt: Gegen den ungeschlagenen SV Kirchanschöring zeigte die Mannschaft von Trainer Niki Wiedmann, der nach dem Abschlusstrainer mal wieder einen Spieler ersetzen musste (dieses Mal war es Stammtorhüter Dominic Zmugg), eine couragierte Leistung. Die Last von sechs sieglosen Spielen in Serie wog schwer auf den Schultern der Wasserburger und hätte durch Michael Barthuber sowie Albert Schaberl durch die Verwertung einer Doppelchance bereits früh verringert werden können, doch beide scheiterten aus kurzer Distanz an Egon Weber. Die Innstädter waren im Inn-Salzach-Derby die aktivere Mannschaft, mussten aber nach 35 Minuten das 0:1 hinnehmen. Julian Galler wurde nach einem Doppelpass links im Strafraum freigespielt und der Ball landete via Innenpfosten im Tor.
Nach dem Seitenwechsel hatte Wasserburg zunächst Glück, als Galler einen Freistoß aus 25 Metern an den Querbalken setzte (50.), im direkten Gegenzug jedoch Pech, da Kobl nach einem Alleingang an Weber scheiterte. Nachdem auch Bruno Ferreira Goncalves in der 56. Minute alleine auf Weber zusteuerte, diesen jedoch auch nicht überwinden konnte, war das Wasserburger Lager der Verzweiflung nah – klarere Chancen gibt es in der Bayernliga nicht. Wasserburg warf mit zunehmender Spielzeit alles nach vorne, wodurch sich für die Hausherren einige Großchancen ergaben, die vor allem Manuel Omelanowsky ungenutzt ließ. Angesichts des ausgedünnten Kaders zauberte Wasserburg für die Schlussphase Routinier Michael Kokocinski aus dem Hut, der eigentlich die Reserve trainiert, allerdings ein gutes Spiel machte. Zudem gab mit Daniel Kononenko binnen vier Tagen der zweite Jugendspieler aus dem eigenen Stall sein Bayernligadebüt. Zum Punktgewinn reichte es dennoch nicht, da Weber in der 88. Minute einen Kobl-Kopfball aus dem Winkel fischte.
Unter der Woche sollte den Innstädtern gesagt werden, dass sie mit einer Rumpfmannschaft keineswegs schlechter waren als Kirchanschöring, die Moral gestimmt hat und bei besserer Chancenverwertung sogar ein Dreier möglich gewesen wäre. Daran sollten sich die Spieler orientieren, denn dann werden die Goldfische wieder zu Löwen.
Wasserburg: Boschner, Neumeier, Maxi Hain, Lindner, Stephan (ab 46. Knauer), Höhensteiger, Renger (ab 73. Kokocinski), Ferreira Goncalves (ab 82. Vorderwestner), Barthuber (ab 82. Kononenko), Schaberl (ab 73. Simeth)
Tore: 1:0 Julian Galler (35.)
Zuschauer: 700
jah