Wasserburger Achterbahn – Löwen am Freitagabend, 19.30 Uhr, in Grünwald
Am kommenden Sonntag endet das Rosenheimer Herbstfest, dafür aber zieht das Münchener Oktoberfest am Horizont herauf, das Mitte September beginnt. In diesem Artikel soll es nicht über daraus resultierende „Inzidenzrekorde“ (Stichwort: Gäubodenfest Straubing) gehen, sondern darum, welche Rolle der TSV 1880 Wasserburg auf so einem Volksfest derzeit einnehmen würde, nämlich die der Achterbahn. In der Achterbahn geht es auf rauf und runter – und exakt dies spiegelt den bisherigen Saisonverlauf der Löwen wider.
Am Freitagabend, 19.30 Uhr, in Grünwald geht es für Innstädter darum, wieder nach oben zu fahren. Dafür braucht es nach dem schwachen Spiel gegen Dachau jedoch eine deutliche Leistungssteigerung. Dass die neuformierte Mannschaft auf einem ordentlichen Niveau spielen und die Leute durchaus begeistern kann, hat sie in Partien wie gegen Pullach, Karlsfeld oder im Pokal gegen Sechzig Rosenheim und Burghausen bereits gezeigt. Dem gegenüber stehen aber auch Auftritte wie in Freising, in Forstinning oder zuletzt gegen Dachau, wo die Ergebnisse gegen keinesfalls übermächtige Gegner ausblieben. Läuft es gut, sind immer alle gut. In den Spielen, in denen es weniger läuft, wird sich nun zeigen, wie belastbar die Löwen sind und wer Verantwortung übernimmt. Altmeister Michael Kokocinski, zuletzt auf der Bank, hat seine gesamte Karriere über bewiesen, dass er das kann. Der 37-Jährige kann seinen Mitspielern Struktur geben und lenken, wie nur wenige in Bayerns sechsthöchster Spielklasse. Auf den Abwehr-Routinier wird es nun ohnehin mehr ankommen, denn nach Stefan Scherhag verletzte sich mit Jean-Philippe Stephan der nächste Innenverteidiger schwer. Stephan, der mit den Löwen von oben nach unten und wieder nach oben bis in die Bayernliga durch alle Ligen ging – und somit selbst die personifizierte Achterbahn ist-, riss sich gegen Dachau bei einer Rettungsaktion das vordere Kreuzband und wird ein halbes Jahr fehlen. Als Langzeit-Löwe ist der 30-Jährige auf und neben dem Platz nur schwer zu ersetzen und ein herber Verlust.
Aufgrund diverser Verletzungen, Urlauben, aber auch Sperren setzte Trainer Harry Mayer in dieser Saison bereits 23 Akteure ein. Diese Fluktuation ist eingespielten Abläufen nicht zuträglich, so muss Mayer in Grünwald auch Manuel Kerschbaum aus der jüngsten Startformation ersetzen, da dieser gegen Dachau in der Nachspielzeit noch die Notbremse zog und die dritte Wasserburger Rote Karte der laufenden Spielzeit sah – ein ausgesprochen hoher Wert für eine Mannschaft, die weder hart noch unfair spielt. Hier gilt es cleverer zu werden, denn selber werden die Löwen oft rüder attackiert.
Ob dies in Grünwald so sein wird, sei dahingestellt, denn der von Florian de Prato trainierte TSV gilt landauf, landab nicht als überharte Mannschaft. Die Elf aus der Münchener Villengegend bevorzugt das schöne Spiel und zieht die feine Klinge einer rustikaleren Gangart vor. Trainer de Prato monierte im bisherigen Saisonverlauf immer wieder, dass sein Kader auch aufgrund von Urlauben so dünn sei. Entsprechend steht Grünwald mit 13 Punkten aus neun Spielen auf Rang neun im Mittelfeld der Tabelle. Noch ist die Konstellation so eng, dass die Löwen Grünwald mit einem Sieg überholen können. Dann würde die Achterbahn wieder nach oben fahren, zum Looping ansetzen müsste sie dafür noch nicht.
jah